FachtagKampfsport, Social Media, Rap, Gaming, KI:
Aktuelle Facetten der Erlebniswelt Rechtsextremismus

am 28. Oktober 2025 in der Volkshochschule Essen

Sessions
Session 1
Kampfsport im Rechtsextremismus
Robert Claus (Projekt „Vollkontakt – Demokratie und Kampfsport“)

Kampfsport hat sich zu einem zentralen Bestandteil extrem rechter Erlebniswelten entwickelt, in dem vorrangig junge Männer rekrutiert und ihnen Gewaltkompetenzen vermittelt werden. Robert Claus wird einen Überblick zur gesamten Landschaft des Kampfsportes geben sowie prägende nationale sowie internationale Organisationen und Entwicklungen von extrem rechten Akteuren schildern. Gemeinsam wollen wir uns dann deren Selbstinszenierungen widmen und uns anhand von Social-Media-Posts mit der Attraktivität von Körperbildern beschäftigen.

Session 2
Social Media als Radikalisierungskatalysator
Eva Berendsen (Bildungsstätte Anne Frank)

Wenn sich Terrorpropaganda im Schminktutorial verbreitet, der NS in humoristischen Memes verherrlicht wird und Kommentarspalten mit hetzerischen Emojis geflutet werden – populäre Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagam werden von Extremisten und Demokratie-feinden unterschiedlicher Couleur als Spielwiese genutzt, um ihre Ideologie an immer jüngere Zielgruppen heranzutragen.

Die Session wirft einen Blick darauf, welche Rolle Social Media für die politische Meinungsbildung junger Menschen spielt und wie sich Antisemitismus, Rassismus und andere menschenfeindliche Narrative sich konkret im Netz verbreiten. Der Fokus liegt dabei auf der Videoplattform TikTok. Die Session beschäftigt sich mit Trends, Strategien und Ästhetiken in der Social Media-Kommunikation der extremen Rechten – und diskutiert Ansätze, wie diesen effektiv begeg-net werden kann.

Session 3
RechtsRap, Sylt und Ballermann
Dr. Thorsten Hindrichs (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

In dieser Session soll ein kurzer Überblick zum – innerhalb der extremen Rechten durchaus um-strittenen – RechtsRap seit 2010 sowie dessen zentrale Akteur*innen und Netzwerke gegeben werden. Hinsichtlich der im RechtsRap verhandelten Themen fällt auf, dass neben ‚erwartbaren‘ extrem rechten Ideologemen erstens ein cis-heteronormatives Männlichkeitsbild propagiert wird, das dem des ‚mainstream‘-Deutschrap frappierend ähnelt, und sich zweitens die extrem rechte ‚Systemkritik‘ häufig genug mit derjenigen der verschwörungserzählenden Coronakriti-ker*innen und ‚besorgten‘ Bürger*innen deckt.

Spätestens seit dem ‚Sylt‘-Video vom Mai 2024 setzt vor allem der RechtsRapper Kai ‚Proto‘ Naggert mit seinem Label Neuer Deutscher Standard alles daran, das Momentum zu nutzen und jede Menge Rapschlager im Ballermannstyle zu produzieren. Die unter dem Stichwort ‚Metapo-litik‘ von der extremen Rechten propagierte ‚Eroberung des politischen Vorfelds‘ findet popmu-sikalisch tatsächlich primär im RechtsRap zwischen Sylt und Ballermann statt.

Session 4
Rechtsextremismus und Radikalisierung im Gaming
Lars Wiegold (Forschungsverbund RadiGaMe)

Mit der Ausweitung digitaler Spielekultur in nahezu alle Bereiche der Gesellschaft geht auch eine Einflussnahme radikalisierter Akteur*innen einher. Insbesondere Rechtsextreme treten immer wieder prominent in Erscheinung. Die Session liefert einen Überblick über rechtsextre-me Phänomene in der Gaming-Kultur undzeigt auf, wie Rechte eigene Spiele und Modifikatio-nen entwickeln, Kommunikationsmöglichkeiten in Spielen und auf gaming-nahen Plattformen sowie Gaming-Referenzen nutzen und sogar realweltliche Aktionen gamifizieren. Neben einem Überblick über Phänomene und Narrative werden dabei auch Ergebnisse des Projekts RadiGaMe zu Radikalisierung auf gaming-nahen Plattformen präsentiert.

Session 5
Rechts, radikal, digital? KI als Werkzeug rechtsextremer Propaganda
Michael Wörner-Schappert (jugendschutz.net)

Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant. Auch Extremist:innen nutzen sie gezielt, um Hass und Desinformation zu verbreiten – teils subtil, in jugendaffiner Bildsprache oder popkulturellem Stil, teils in drastischen Darstellungen und provozierenden Fakes. Die einfache Nutzung und hohe Verbreitungsgeschwindigkeit erschweren Erkennung und Einordnung. KI-basierte Inhalte vermischen Fiktion und Realität, desinformieren, reproduzieren menschenfeindliche Stereotype und können die Demokratiefähigkeit junger Menschen gefährden. Anhand aktueller Beispiele aus der Arbeit von jugendschutz.net werden in der Session KI-generierte Inhalte analysiert, um Potenziale, Szenarien und Problemfelder sowie Gefahren sichtbar zu machen und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen.